Wolf Lotter im Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast.
Buchpräsentation, Impulsvortrag und Austausch am 14./15. März 2024
Wolf Lotter ist ein österreichischer Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Transformation und Innovation. Er ist Mitgründer des Wirtschaftsmagazins brand eins und schrieb unter anderem für die Magazine trend, profil und CASH FLOW sowie für die Tageszeitung Der Standard. Am 14. März 2024 erschien sein neues Buch „Echt. Der Wert der Einzigartigkeit in einer Welt der Kopien“, das er am selben Abend im Jugendhaus- und Bildungshaus St. Arbogast präsentierte.
Tags darauf hielt Lotter einen Impulsvortrag und stand dem Publikum anschließend Rede und Antwort. Er erklärte, warum es für Unternehmer:innen relevant sei, sich mit Originalität zu beschäftigen und nichts zu kopieren – eben authentisch zu bleiben. Eine Haltung, die gerade im Tourismus eine große Rolle spielt: „Authentische Gastfreundschaft“ ist einer der vier Werte der Vorarlberger Tourismusstrategie 2030.
Vorweg: Der Buchtitel ist eine Aufforderung, darüber nachzudenken, was den Menschen ausmacht. Das Einzigartige – das Original – sind wir selbst. Darin steckt unsere Chance!
Impuls-Highlights und was sie für den Tourismus bedeuten
- „Künstliche Intelligenz gibt es nicht.“
Für Wolf Lotter ist z. B. ChatGPT „nur ein Werkzeug, das nicht gescheiter ist als ein Schraubenzieher.“ Ohnmacht gegenüber neuen Techniken entstehe nur, wenn wir noch nicht gelernt hätten, damit umzugehen. ChatGPT eigne sich gut für Routinearbeiten. „Was zählt, ist aber der authentische Inhalt.“ - „Erfahrungen muss man teilbar machen.“
Die zunehmende Spezialisierung in der Arbeitswelt habe zur Folge, dass wir Übersetzungen brauchen. Wir müssen unser Wissen erklären, beispielsweise auch, was mit „Bio“ oder „Nachhaltigkeit“ gemeint sei. „Das Erfassen von Wissen – die ‚Inventur‘ – ist wichtiger denn je!“ - „Bei Best-Practice-Beispielen besteht die Gefahr zu kopieren.“
Benchmarks und Best Practice seien hilfreich in der Industrie, um z. B. effiziente Arbeitsabläufe zu übernehmen. Für Tourismusbetriebe gelte das nicht: „Der Erfolg eines Betriebs kann nicht einfach auf den eigenen Betrieb übertragen werden“, so Lotter. Vielmehr müssten die individuellen Unterschiede klar vermittelt werden. - „Man muss nicht nett sein, sondern klar!“
„Wenn ein Gastgeber z. B. keine Busreisenden möchte, soll er das klar kommunizieren. So gewinnt das Haus an Kontur!“, erklärte Wolf Lotter. Wichtig sei, das Publikum anzusprechen, das man wolle. „Echtheit ist Klarheit. Man muss akzeptieren, dass andere mit anderen Vorstellungen kommen.“ Sein hartes Urteil: „Harmonie verblödet.“
- „Misserfolg liegt nicht am fehlenden Fleiß!“
Wenn in der Industrie oder im Handel schlechte Zeiten herrschen, sei nicht die Lösung, mehr vom selben zu produzieren oder eine verlängerte Öffnungszeit. „Vielleicht ist es der falsche Standort, das falsche Produkt oder die falsche Zielgruppe“, so Lotter. Das gelte auch für Dienstleistungen. - „Wir sind nicht mehr gewohnt, kritisch zu zweifeln.“
Lotter erwähnte, dass 3,8 Prozent aller Produkte im Handel Bioprodukte seien. „Wenn ein Haus behauptet, alles sei bio und nachhaltig, dann muss das hinterfragt werden!“ Input von Jeremias Riezler, Walserstuba, Riezlern: Er lädt seine Gäste in die Küche ein, um sich davon zu überzeugen, woher die Produkte kommen. - „Entscheidungen sind für die Weiterentwicklung notwendig.“
Wir leben seit Generationen in einer Wohlstandsgesellschaft. „Wir sind nicht mehr gewohnt, Entscheidungen zu treffen, und nehmen sie nicht mehr ernst.“ Dies sei aber notwendig, um sich weiterzuentwickeln. - „Wirtschaft nicht vergessen“
Wolf Lotter nimmt Vorarlberg als Land mit tollem Natur- und Kulturangebot wahr und regt an, die zahlreichen Wirtschaftsbetriebe nicht außer Acht zu lassen. Einen Betrieb von innen zu sehen, könnte für Besucher:innen interessant sein. Er verweist auf Unternehmen im US-Bundesstaat Kalifornien, die das aktiv anbieten. - „Erlebnisse, die man mitnimmt, sind jene, die man nicht erwartet hat.“
Eine Teilnehmerin erzählt, dass sie Gäste gerne frage, was sie Unerwartetes erlebt hätten. Als Gastgeberin könne man von Gästen lernen und müsse nicht nur Tipps geben. Sie entdecken selbst Neues und überraschen damit.