GVA zu Gast
Bruno Strolz im Alpina Lech
Viel Platz für Persönliches
Schon mit 11 Jahren war Bruno Strolz klar: „Den Schmelzhof übernehme ich nicht, ich will das Alpina“, erzählt er schmunzelnd. Auch wenn er als Bub am Hof der Familie fleißig mithalf, so lag ihm das Gastgeben viel mehr. „Meine Oma und meine Mama waren Gastgeberinnen. Ich habe es intravenös mitbekommen.“ Seit 1999 ist er Hausherr des neuen Alpina Lech. Das ehemalige Elternhaus war in derart schlechtem Zustand, dass er den Holzbau an derselben Stelle 1999 neu errichtete. Nachhaltig, versteht sich. So sind im Neubau u. a. rund 400 Jahre alte Balken integriert.
Gastgeber mit Hingabe
Bruno Strolz betreibt nicht nur das Gästehaus. Der studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler ist hauptberuflich Organisationsentwickler und Gesellschafter beim MCV Management Center Vorarlberg – wie seine Partnerin Gabriele Walch –, Obmann der Waldgenossenschaft, staatlich geprüfter Skilehrer, Skiführer und Bergretter, aktiv im Gemeinderat und in der Pfarre. „Ich bin immer Gastgeber. Überall denke ich: Was kann ich dazu beitragen, dass gute Gespräche entstehen? Mir geht es darum, Raum für gute Begegnungen zu schaffen, auch für meine Mitarbeitenden“, erklärt er den 30 Branchenkolleg:innen, die es sich in der Holzstube gemütlich gemacht hatten. Er sei Gastgeber „mit Hingabe, nicht Hergabe“. Hergabe sauge aus, das sei in allen Bereichen des Lebens so.
30 Gäste seien deshalb das Maximum im Alpina. „Ich wollte ein überschaubares Haus, so stelle ich mir Gastgeben vor. Menschen wollen gesehen und wahrgenommen werden. So bleibt viel Platz für Persönliches.“ Christian Schützinger, Geschäftsführer von Vorarlberg Tourismus, bezeichnet diesen Zugang als Beziehungsarbeit: „Wenn Menschen einander auf Augenhöhe begegnen, sind ‚Faire Kooperationen‘ möglich – eine Säule der Strategie. Kooperationen bzw. Kollaborationen – also, wenn Partner:innen Projekte von Anfang an gemeinsam entwickeln –, sind die Grundlage für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Tourismus. Talente einzelner reichen nicht aus!“
Die überschaubare Größe erlaubt auch, flexibel auf Gästewünsche einzugehen. Ein klassisches Hotelschema mit fixen Essenszeiten und obligatem 5-Gänge-Menü gibt es hier nicht. Das sei den meisten Menschen ohnehin zu viel, weiß Bruno Strolz. Stattdessen bietet das Alpina Frühstück von 7:30 bis 11:30 Uhr, wobei alles frisch zubereitet wird – egal, wann ein Gast erscheint. Einmal pro Woche kocht Mitarbeiterin Milka Abendessen für die Gäste. „Sie gehen dann aufeinander zu und bleiben die restliche Zeit verbunden“, sagt Strolz.
Ziel, Menschen zu verwöhnen
Die gebürtige Kroatin Milka sei die Seele und Perle im Alpina. Angefangen habe sie vor 20 Jahren als Zimmermädchen. Als jemand beim Buffet ausgefallen sei, habe sie einspringen müssen. „Zuerst weigerte sie sich. Heute lernt sie die jungen Mitarbeiterinnen akribisch ein und sagt, ihr Ziel sei es, Menschen zu verwöhnen“, erzählt der Hausherr. Mit Frauen ihrer Beseeltheit sei Lech zu dem Ort geworden, der er heute ist. Es gebe auch wieder viele Junge, die Betriebe übernähmen. „Menschen, die weitergeben, was sie selbst gelernt haben, sowie gesicherte Betriebsnachfolgen sind die Basis für die weitere Entwicklung der Branche“, unterstreicht Christian Schützinger.
„In der Vorarlberger Tourismusstrategie 2030 wurde der Tourismus erstmals als Mitgestalter des Lebensraums bezeichnet. Betriebe schaffen nicht nur Erlebnisse für Gäste, die hier Urlaub machen, sondern tragen zu einem lebenswerten und nützlichen Umfeld für Einheimische bei. Die Tragweite wird im Austausch mit Gastgeber:innen wie Bruno Strolz sehr deutlich“, resümiert Joachim Kresser, der bei Vorarlberg Tourismus die Umsetzung der Tourismusstrategie koordiniert.
GVA zu Gast
bei Bruno Strolz im Alpina Lech – Natural Living